Dr. Karl König

Karl König wurde 1902 in Wien geboren. Sein Vater war ein ernster und frommer Mann. Seine Mutter hatte sich von der strengen Beachtung des jüdischen Glaubens gelöst.

Als Schuljunge begegnete er jeden Tag am großen Einfahrtstor eines Krankenhauses den Worten: "Was ihr getan habt einem der geringsten meiner Brüder, das habt ihr mir getan."

"Wenn ich nicht Priester werden kann, werde ich Rabbi", hatte er einmal gesagt. In seinem späteren Leben sollte die Suche nach der Erkenntnis des Mysteriums von Tod und Auferstehung des Christus-Jesus, die lebenslange Frage nach dem Mysterium des physischen Leibes, als Grundlage einer, wie er es nannte sakramentalen Anatomie und Physiologie bestimmend werden.

Karl König studierte Medizin. Seine Interessen galten vor allem der Anatomie, Histologie und Embryologie. Später kam sein besonderes Interesse der Heilpädagogik hinzu. Nach Abschluss seines Medizinstudiums 1927 arbeitete er ein Jahr am Klinisch-Therapeutischen Institut Ita Wegmanns in Arlesheim/Schweiz und ging 1928 nach Pilgramshain bei Strigau in Schlesien in das von A. Strohschein gegründete Institut für geistig behinderte Kinder. Wegen seiner jüdischen Herkunft floh er 1938 über Italien, Frankreich und Schweiz nach Schottland, wohin ihm seine Familie und 15 alte Mitarbeiter folgten.  1940 begründete Dr. Karl König in Schottland eine Lebensgemeinschaft mit seelenpflege-bedürftigen Kindern.   Der Ort dieser ersten Gründung - Camphill - gab den Namen für eine Bewegung, die weltweit etwa 100 Einrichtungen hervorgebracht hat. Hier starb er 1966.  Karl König war als Begründer der Camphill-Bewegung entscheidend an der Entwicklung der von Rudolf Steiner ausgehenden medizinischen und heilpädagogischen Bewegung beteiligt.

In Deutschland gibt es gegenwärtig zwölf Camphill-Einrichtungen mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.

Neben seiner Tätigkeit als Arzt, Heilpädagoge und Verantwortlicher für die sich immer mehr ausbreitende weltweite Camphill-Bewegung verfolgte Dr. Karl König mit großem Interesse die Entwicklung der anthroposophischen Musiktherapie. Sein 1958 erschienener Aufsatz "Musiktherapie in der Heilpädagogik" bietet grundlegende Anregungen für die anthroposophische Musiktherapie. Sein darin gegebener Hinweis, die Musik müsse in ihre Urelemente zergliedert werden, um dann diese in ihrer Wirkung auf den Menschen zu erforschen, ist heute eine selbstverständliche Grundlage der anthroposophischen Musiktherapieausbildungen.

Anlässlich der Eröffnung der Heimsonderschule Föhrenbühl am 7. Mai 1964 sagte Karl König:

"Nur wenn wir uns wieder in Gemeinschaften zusammenfinden, die nicht durch Bande des Blutes, sondern durch die des Geistes entstehen, wo wir füreinander arbeiten und zusammen streben, wo Erwachsene und Kinder, wichtige und weniger wichtige Menschen, fähige und nichtfähige in gegenseitiger Anerkennung der Würde des einzelnen zusammenkommen und eine neue Form von Gemeinschaft bilden, nur dann wird etwas zustande kommen, wodurch den Kindern und den jungen Menschen die Möglichkeit gegeben wird, dass sie ihr wahres Wesen, ihre spirituelle Existenz zum Ausdruck bringen und ihren Beitrag geben können."

Als Karl König gegen Ende seines Lebens erkrankte, konnte er an einem bereits festgelegten Treffen mit den Eltern seelenpflegebedürftiger Kinder nicht mehr teilnehmen. Deshalb schrieb er ihnen diesen Elternbrief

Buchtipp

KARL KÖNIG - Eine mitteleuropäische Biographie im 20. Jahrhundert
Autor:  Hans Müller-Wiedemann, 543 Seiten
Verlag: Freies Geistesleben, 1992
ISBN:   3772511538

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